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Waffenlehre

Der Perlentaucher hat bereits auf einige gefälschte Fotos von dem umstrittenen israelischen Militäreinsatz gegen die eigentümlich wehrhaften Friedensaktivisten hingewiesen, die hier zu betrachten sind. Ich empfehle, auch die Texte dazu zu lesen.

Wie durch manipulative Moderation die Interpretation von Original-Fotos in eine bestimmte Richtung gelenkt werden kann, ist hier gut zu sehen. Die Sendung hatte den hübsch doppeldeutigen und so gar nicht wertenden Titel “Ist Israel noch zu retten?” Die entscheidende Passage beginnt bei 4:16 und endet bei 5:30.

Das Transskript:  

Leo Busch: “Zeig doch mal eben, was man im Netz sieht darüber, was da passiert ist.”

N.N.: “Genau. Das sind Bilder des israelischen Militärs, kurz nach dem Angriff bei Youtube eingestellt. Und da sehen wir, wie die Propagandamaschine schon anläuft. Hier, wie ja jetzt auch schon dargestellt, werden hier die Soldaten als Opfer dargestellt, der massiven Gewalt dieser Aktivisten auf den Schiffen. Schauen wir also, was dazu die Aktivisten und auch die Reporter sagen, die vor Ort waren. Sie meinen, diese Aktivisten waren friedlich. Sie haben nur Friedensmaterial, wie hier zu sehen, transportiert. [Gezeigt werden Spielzeug, Medikamente, Rollstühle] Aufgenommen von einem Al Jazeera-Reporter, der mit auf dem Schiff war. Dagegen setzt wieder an – also wir sehen hier den Kampf um die Deutungshoheit im Netz – setzt die israelische Armee diese Bilder. Die hat gesagt: “Da waren Waffen an Bord”, und kann uns nur diese Bilder liefern von Eisenstangen, von Steinschleudern, von Messern. Also nichts zu sehen  von den angeblichen Schusswaffen, von den Granaten, die auf diesen Schiffen mitgeführt worden sein sollen.”

Die kleinen Tatsachenverdrehungen nicht entdeckt? Hier ein paar Denkanstöße:

Genau hinschauen. Da waren nicht nur Eisenstangen, Steinschleudern und Messer fotografisch dokumentiert, sondern Behältnisse mit Steinen als Munition für die Steinschleudern, haufenweise Baseball-Schläger und ein Molotow-Cocktail. Und das wurde damit gemacht: 

http://www.youtube.com/watch?v=le8y37abCIo&feature=watch_response

watch?v=7Hu5UfW3rA8&feature=related

watch?v=P6jDIQr59Sk&feature=related

Die Messer, die auf Seiten der Friedensaktivisten bevorzugt zum Einsatz kamen, sind Kampfmesser. Dass an Bord der Mavi Marmara “Friedensaktivisten” die Soldaten in einen Nahkampf verwickelt haben, wird in der Sendung nicht einmal erwähnt. Stattdessen wird so getan, als behaupte die israelische Armee, die gezeigten Waffen seien jene Waffen (Granaten und Schusswaffen), die an Bord vermutet wurden und wegen deren vermuteten Vorhandensein die Schiffe kontrolliert werden sollten. Es war ja längst zugesagt, dass nach diesen Kontrollen die Hilfsgüter hätten weiter transportiert werden können. Auch das wurde in der Sendung nicht erwähnt.

Auch das hier nicht: Schon kurz nach dem Attentat von München veröffentlichte Brians Jenkins eine Studie, die den Zusammenhang zwischen Terrorakten und Medienwirkung herstellt. Dazu habe ich vor Jahren etwas geschrieben: hier, Abschnitt “Terrorismus ist ein Theater”. Die “Friedensaktionen” sollten unbedingt auch unter diesem Aspekt betrachtet werden.

Und auch hierüber sollte man noch einmal genau nachdenken: An Bord der Mavi Marmara hat kein Gemetzel der israelischen Armee an Unbewaffneten stattgefunden, sondern möglicherweise in besonders ausgeklügelter Weise ein Kampf in einer Konstellation der Gegner, die Herfried Münkler als “asymmetrische Kriegführung” einordnet. Dass mit den Steinschleudern und Baseballschlägern palästinensische Kinder beglückt werden sollten, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Und auf das Bauen von Molotow-Cocktails muss man auch erst mal kommen… Es waren also Leute an Bord des Schiffs, die auf einen Kampf vorbereitet waren – hätte man zumindest einmal andenken können. Stattdessen darf ein als Augenzeuge befragter ehemaliger Abgeordneter, der sich längst gegen Israel positioniert hat, davon schwadronieren, dass er (zwar nichts gesehen, weil unter Deck, aber) israelische Splittergranaten gehört habe(n will). Waren’s vielleicht doch berstende Molotow-Cocktails? Und dann noch der Einspieler von Mankells Pressekonferenz. Der war auf einem ganz anderen Schiff und kommt als unabhängiger Beobachter sowieso schon seit längerem nicht mehr wirklich in Betracht. Das scheint bei ntv aber niemand problematisch zu finden…

Wie das israelische Militär so blöd sein konnte, in eine solche (sowohl PR- als auch militärische) Falle zu tappen, ist dann die nächste Frage. Bisher traute ich nur der holländischen Armee (früherer Jahre) solche Paddelfüßigkeit zu. Haben die treudoof angenommen, dass da lauter kleine Mahatmas an Bord in Sitzstreik gehen würden? Dass Avi Primor wohl das zum Ausdruck bringen wollte, als er davon sprach, dass die Geheimdienste versagt haben, ignorierte Leo Busch in der ganzen Pracht ihrer vorgefertigten Meinung. Pam

Und hier die Ergänzung: FAZ vom 14.6.10

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