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Linksruck vergeblich gesucht

Ui, wo ist denn das geblieben? Da will ich mir endlich in Ruhe Alexander Görlachs erstaunliche Entdeckung “Linksruck bei Cicero” durchlesen und: nix zu finden beim THE EUROPEAN? Die überall zu findenden Links auf den Artikel landen auf der Startseite. Da findet sich nur noch eine Rubrik, die den Text als meistgelesenen ausweist. Auch der Link führt zur Startseite zurück.

Hallo? Kein Hinweis, was passiert ist. Zensiert???? Na, im Cache fand sich das Stück dann ;-) Seltsames Teil! Ich blicke tief und tiefer! Wer da wohl als Einflüsterer unterwegs war? Warum eigentlich werden die ehrbaren Bedenkenträger nicht mit Namen genannt? Von der Ringier-internen Grundsatz-Diskussion um die Ausrichtung des Magazins hat schon vor ewig und drei Tagen Ulrike Simon im Tagesspiegel berichtet.

Interessant, dass Naumann auf die doch eher etwas unausgegoren vorgetragene Provokation Görlachs überhaupt reagiert. Sollte da nicht gelten “was stört es eine deutsche Eiche, wenn sich ein Wildschwein an ihr schubbert”?  Ich kann mir das nur damit erklären, dass diese skurrilen 70er Jahre-Reflexe auf (vermeintliche) gegnerische politische und gesellschaftliche Lager, die bisher die intellektuelle Ausrichtung des Magazins prägten, weiter gepäppelt werden. Ich persönlich finde das krawallig. Aber gut 40.000 Käufer des Magazins goutieren diese Art der Reflexzonenmassage ja bereits.

Wie stark die Reaktion Naumanns war, kann ich gerade hier und jetzt so im Nachtgewand und ohne seine Telefonnummer in meiner Funktion als kompromissloser Pyjamaheddin nur mutmaßen. Er könnte durchaus – eine zu seiner Eleganz passende Lösung – ein paar Hacker losgeschickt haben, die mal eben THE EUROPEAN rasieren. Oder er wählte die herrschaftliche, aber uncharmante Variante zum Xen fremden Gedankenguts: juristische Kompressen.

Görlach hatte sich wohl noch weiter gegen Naumann entfaltet. Es fehlt ein weiterer Text. “Schlagabtausch um Cicero”. Google News listet mir aktuell zu “Alexander Görlach”:

 

Doch auch den Text suchte ich vergebens auf der Seite des EUROPEAN. Schon interessant, diese neuen PR-Methoden. Ein Suchspiel? Im Cache fand ich das auch nicht. Heul. Jetzt bin ich richtig gespannt, was morgen die Kollegen zu vermelden haben! Ob THE EUROPEAN “in eigener Sache” den neugierigen Leser aufklärt? Oder befreundete Organe? Oder eher feindliche? Wir basteln uns bald auch mal wieder einen Zankapfel! Wenn wir mal nicht so total müde sind und lieber schlafen gehen.  Pam

Oh, die Leute von Meedia würdigen das Ding schlappe 24 Stunden nach dem Akt der vorläufigen Selbstzensur mit einem Sonder”news”letter als “Topstory”. Gähn: die Anwälte sprechen. Ein Unterlassungsbegehren – das gleich den ganzen Artikel betrifft? Und die Leserkommentare dazu? War diese vorläufige Radikalmaßnahme notwendig? Oder eine hysterische Überreaktion? Startet THE EUROPEAN jetzt auch eine Spendenaktion zur Finanzierung der Anwaltskosten (wie Bildblog das macht)? Und haben nicht die Leser ein Recht, die Zensurmaßmahme am Ort des ursprünglichen Erscheinens erklärt zu bekommen? Man könnte ja auch mal anders fragen…

Aber lustig wär schon, wenn demnächst die Anwälte den Vergleich twittern “Och, kann der Michael dem Alex verzeihn? Der wollt doch nur spieln. Echt!” und Naumann zurück twittert “Schämt der sich echt?”.  THE EUROPEAN twittert dann vielleicht (jugendlich frisch): “Richtig doll! Echt” und Cicero (schon väterlicher): “is das Portrait aus dem New York Mag von 97 schon online?”  The European (selbstsicherer werdend, aber noch defensiv) “Jepp. Und das Foto mit dem konservativen Outfit.” Cicero (weich): “Geht doch. Denn wolln wer mal nich mehr so sein. Michi verzeiht.” The European (strahlt vor Erleichterung) “Supi”.  Das geht noch stundenlang so weiter und endet mit der Aufforderung zur Nennung der Gehaltsvorstellung. Vielleicht gar Adoption? Übrigens, wers nicht gemerkt hat: Twitter ist völlig ungeeignet für die authentische Abbildung der Metaebenen. Tsetsetse! Das könnte alles schief gehen, wenn z.B. THE EUROPEAN an der Stelle “weich” mangels tatsächlicher Übermittlung der entsprechenden Gefühlslage “überheblich” in die Nachricht interpretiert - und trotzig wird! Weil, es geht ja um die gleiche Augenhöhe ;-)

Ey, macht das Spaß, zu mutmaßen.

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